Zweiter Impulsnachmittag: Steiles Wachstum der eingesetzten eMedipläne
Am 29. Oktober 2024 hat der zweite Impulsnachmittag der IG eMediplan in Bern stattgefunden. Der Anlass hat rund 80 Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen nach Bern gelockt. Der eMediplan wird als wichtiges Instrument für das Medikationsmanagement in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens vorgestellt, das die Patientensicherheit erhöht und die interprofessionelle Zusammenarbeit fördert.
Sven Streit, Co-Präsident IG eMediplan
Überblick und Einführung
Neslihan Sali, Co-Präsidentin, HCI Solutions
Der eMediplan ist ein Schweizer Medikationsplan, der einen Übersicht über die Medikation eines Patienten ermöglicht. Die Zahl der Anwendungen ist in diesem Jahr rasant gewachsen. Waren es im 2023 über 1 Mio. eMedipläne, so wurden in den ersten neuen Monaten im Jahr 2024 bereits über 2 Mio. eMedipläne eingesetzt.
Die Einführung des neuen Formats CHMED23A, dessen Spezifikationen auf GitHub verfügbar sind, wurde erwähnt.
Die IG eMediplan organisierte einen Impulsnachmittag mit verschiedenen Referaten zum Thema.
Präsentation von Neslihan Sali (PDF)
Einsatz in der Hausarztpraxis
Prof. Dr.med. Sven Streit
Er betont die Wichtigkeit des eMediplans in der Hausarztpraxis angesichts der zunehmenden Polypharmazie (1,65 Mio. Schweizer/-innen) und der Fragmentierung in der Medizin.
Ein Fallbeispiel einer 82-jährigen Patientin mit mehreren Diagnosen und komplexer Medikation wird vorgestellt.
Der eMediplan unterstützt die Übersicht, die Adhärenz und die Kommunikation zwischen Patient, Arzt und anderen Gesundheitsfachpersonen.
Präsentation von Sven Streit (PDF)
Anwendung in der Apotheke
Dominique Bätscher, Vorstand, Ameisen Apotheke Flawil
Anhand von Screenshots der Softwareoberfläche wird der Prozess der Erstellung und Aktualisierung des eMediplans in der Apotheke veranschaulicht.
Die Integration des eMediplans in die Apothekensoftware wird demonstriert, einschliesslich der Möglichkeit, QR-Codes zu scannen und Pläne zu aktualisieren.
Präsentation von Dominique Bätscher (PDF)
Vorteile des eMediplans
Verbesserter Überblick über die Medikation für Patienten und Gesundheitspersonal
Erleichterte Kommunikation zwischen verschiedenen Leistungserbringern
Reduktion von Medikationsfehlern und möglichen Komplikationen
Zeitersparnis bei Dokumentation und Verwaltung
Spitex-Erfahrungen
Marius Muff, Geschäftsführer Spitex Region Konolfingen
Die Spitex Region Konolfingen plant die Einführung des eMediplans, diese wird durch fehlende Softwareintegration verzögert.
Die Vorteile werden in der Fehlervermeidung, der Zeitersparnis und der verbesserten Kommunikation mit Ärzten gesehen.
Präsentation von Marius Muff (PDF)
Compassana App
Lisa-Maria Eigen, Patrick Hörnlimann
Compassana entwickelt ein offenes Ökosystem für das Schweizer Gesundheitswesen zur besseren Integration und digitalen Unterstützung von Versorgungsprozessen.
Die App ermöglicht es Patienten, ihre Gesundheit aktiv zu managen, inklusive der Digitalisierung des elektronischen Medikationsplans durch Scannen des QR-Codes.
Herausforderungen sind die geringe Verbreitung und die unterschiedliche Datenqualität von eMediplänen.
Präsentation von Lisa-Maria Eigen und Patrick Hörnlimann (PDF)
Studie zu digitalen Technologien im Medikamentenmanagement
Prof. Dr.med. Sven Streit
Eine Studie des Berner Instituts für Hausarztmedizin untersuchte die Erfahrungen und Einstellungen zu digitalen Technologien im Medikamentenmanagement.
Nur 3 Prozent der befragten älteren Menschen nutzen einen elektronischen Medikationsplan, obwohl 46 Prozent der Hausärzte die Möglichkeit haben, elektronische Medikationspläne auszustellen.
Haupthindernisse sind mangelndes Wissen, geringer wahrgenommener Nutzen und technische Probleme.
Präsentation von Sven Streit et al. (PDF)
Gesetzlicher Rahmen und Zukunftsvision
Dr. Katrin Crameri, Digisanté und Jonathan Meier, Leiter Spezifikationsgruppe IG eMediplan, healthinal
Die bestehenden gesetzlichen Grundlagen (eMedikationsplan und eRezept in der EPDV) und die geplanten Änderungen im Heilmittelgesetz (HMG 3a) verpflichten die Leistungserbringer zum elektronischen Rezept und Medikationsplan.
Eine Harmonisierung der Formate CH-EMED der IG eMediplan und CHMED (HL7/FIHR) wird angestrebt.
Präsentation von Katrin Crameri und Jonathan Meier (PDF)
Zukünftig soll ein durchgängig digitalisierter Medikationsprozess im Rahmen eines Schweizer Gesundheitsdatenraums realisiert werden. Die Präsentationen zeigen, dass die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Medikation, voranschreitet. Trotz einiger Herausforderungen und Verzögerungen werden die Vorteile von digitalen Lösungen wie dem eMediplan von verschiedenen Akteuren erkannt und deren Einführung vorangetrieben.
Link zum Pull-Request für die Spezifikation auf GitHub